I1_2000 hat geschrieben:
Wirklich ernst nehmen kann ich einen Tesla-Fahrer mit seinem deutlich übersteigerten Selbstbewusstsein nur, wenn er eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Hausdach betreibt. Dann: Hut ab.
Was hältst Du von dieser Argumentation?
Viele Fahrer von Elektroautos erzeugen ihren Ladestrom selbst. Das wirft eine interessante Frage auf:
Fahren Selbstversorger mit grünem Strom?Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach scheint dies eindeutig der Fall zu sein.
Doch das gilt nur für die einzelwirtschaftliche (auf einzelne Verbraucher eingeschränkte) Perspektive. Mit Blick auf das öffentliche Stromnetz ergibt sich ein völlig anderes Bild: Ladestrom aus Solarkraftwerken ist Energie, die einer minderwertigen Verwendung zugeführt wurde. Besser wäre es nämlich, Fossilstrom aus dem Stromnetz zu drängen:
* Solarstrom, der zuvor ins Netz eingespeist wurde, für diesen Zweck nun aber nicht mehr zur Verfügung steht, weil er in einem neu angeschafften Elektroauto verfahren werden soll, muss von den Energieversorgern ersetzt werden. In der Regel werden sie dazu mehr Leistung von fossilen Kraftwerken anfordern müssen.
* Dieser Einwand hat auch dann Bestand, wenn eine PV-Anlage speziell zur Aufladung eines E-Autos angeschafft wurde. Strom lässt sich nur einmal verbrauchen; man kann damit nur entweder ein Elektro-Spaßmobil speisen oder Kohlestrom ersetzen. Beides zugleich geht nicht.
Der hohe Anteil von Elektroautofahrern mit eigener PV-Anlage verführt manche zur Annahme, das E-Auto beschleunige auf diese Weise die Energiewende. Dahinter verbergen sich gleich mehrere Denkfehler:
* Zum einen gibt es für die Installation von Solarstromanlagen meist mehrere Motive, z.B. der Wunsch nach Unabhängigkeit von den Stromanbietern, Engagement für die Energiewende oder Interesse an „grünen“ Investitionsmöglichkeiten. Wieviel Zuwachs an EE-Kapazität es unter anderen Bedingungen gäbe (z.B. keine staatliche Förderung von Elektromobilität, jedoch stärkere Förderung von Solarstrom) ist nicht bekannt; es könnte auch mehr sein (wenn etwa mehr Geld in Stromerzeugung statt Stromverbrauch durch Elektroautos investiert wird).
* Bei Eintritt des E-Autos in den Massenmarkt würde zudem der Anteil der Tiefgaragen- und Laternenparker, die keine eigenen PV-Anlagen errichten können, rasch zunehmen.
* Die Annahme wiederum, mehr Stromverbrauch würde wegen der Ökostromquoten-Ziele der Regierung automatisch zu mehr grünem Strom führen, ist wegen der (weiter oben belegten) Unverbindlichkeit dieser Vorgaben abwegig.
* Unerheblich ist auch, ob der eigene Solarstrom überhaupt ins Netz eingespeist wird. Von Bedeutung für die Klimabilanz ist nur, dass die Möglichkeit ungenutzt bleibt, Kohlestrom zu ersetzen.
Aus diesen Gründen verantworten auch Elektroauto-Fahrer mit eigener PV-Anlage die Produktion fossilen Stroms in einer Menge, die etwa dem Ladestrombedarf entspricht; die dabei entstehenden Treibhausgase werden bloß außerhalb ihrer Grundstücke emittiert. Einen Vorteil für die Umwelt hat stets nur die PV-Anlage, nicht aber die Anschaffung zusätzlicher Stromverbraucher wie Elektroautos. Vernünftig motorisierte Autos mit Verbrennungsmotoren weisen eine bessere CO2-Bilanz auf.