Ich war kürzlich Zeuge einer Premium-Abzocke oder Premium-Verarschung. Seit ca. 20 Jahren habe ich nie mehr ein Premium-Autohäuschen oder besser deren Palast betreten. Heute weiss ich zum Glück, dass ich nichts verpasst habe. Damals wurde man schon schräg angeschaut, wenn man ein paar Ersatzteile für einen nicht mehr ganz so aktuellen Wagen haben wollte. Es waren die Zeiten, als die Händler mit moderner Sklaverei zur Errichtung eines Palastes gezwungen wurden, weil man sonst das Schildchen abzuhängen drohte. Dies natürlich nur, weil ein paar Hirnis oder überflüssige BWLer in der Konzernzentrale der festen Überzeugung sind, die Kunden bräuchten so etwas, so eine Scheinwelt, einen überflüssigen Palast, den sie selbstverständlich voll und ganz finanzieren. Branding nennt man sowas, das ist das, was vorne reinkommt, hintenraus kommt dann Premium. Da waren mir die 80er-Jahre doch wesentlich sympatischer.
Der Tatbestand: Kühlwasserverlust an einem Auto der Premiumklasse (die mit den vier Ringen). Bei einer vormaligen Reparatur wurde eine Schelle nicht richtig befestigt - klar sichtbarer Kühlwasserverlust - Abhilfe: Schelle wieder anziehen. Die Diagnose dauert keine 5 Minuten, das Anziehen auch nicht mehr - Rechnung: fast 180.-.
Es grenzt schon fast an Tierquälerei, wenn sich der Kundendienstler genötigt fühlt, die einzelnen Rechnungspositionen genau zu erklären, als wenn er sagen will: Schauen sie, da zocken wir sie ab und weil's so schön ist, dort auch noch.
Man kommt sich wirklich abgezockt und verarscht vor. Die Premium-Verarschung eben. Bei anderen Marken ist es nicht besser: je grösser der Palast, je dicker das Auto, desto deftiger wird zugelangt.
Da fragt man sich wirklich, ob ein lückenlos geführtes Scheckheft eines Fahrzeugs die Abzockerei lückenlos dokumentiert.
Ich bin froh, dass ich das meiste selbst machen kann und mich dem bunten Treiben entziehen kann.